Rückversichert im Glauben

Gabriel Felbermayr: Der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) ist als Erklärer von Krise und Inflation derzeit omnipräsent. Im Glauben findet er ein Fundament an Werten, das ihn stärkt.

GABRIEL FELBERMAYR

Geboren 1976 in Steyr, besuchte er das Gymnasium im Zisterzienserstift Schlierbach, studierte Volkswirtschaftslehre in Linz und promovierte in Florenz. Spätere leitete er erst in München und später in Kiel zwei renommierte deutsche Forschungsinstitute, bevor er im Oktober 2021 zum Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) bestellt wurde. Mit Inflation und Krise ist er für Medien zum gefragten Experten als Erklärer komplexer ökonomischer Zusammenhänge geworden. Felbermayr ist verheiratet und hat drei Kinder.

„Gebet ist für mich ein Zwiegespräch
mit Gott, egal, ob vor einer
großen Entscheidung oder bei Sorgen.“

„Denen, die den Glauben eher als Pflichterfüllung oder folkloristische Übung sehen, ist nicht klar, dass man sich darauf auch einlassen kann und er so zur Kraftquelle wird. Das muss man üben und auch spüren, was Element einer Gnade ist. Manche gehen in die Kirche und schauen sich darin die Fresken an, sehen aber nicht, dass man dort Kraft tanken und gestärkt rausgehen kann.“

„Der Glaube ist für mich eine
Versicherung. Was auch immer passiert, ich vertraue darauf, dass es gut ist. Diese Versicherung lässt mich besser leben und großzügiger sein, weil ich existenzielle Ängste ablegen kann.“

„Wir sehen täglich Wunder. Dass wir trotz allem weitgehend friedlich zusammenleben, ist ein solches. Die Menschen sind grundsätzlich gut, zwar sind bei weitem nicht alle Altruisten,
aber doch kooperativ und auf andere Rücksicht nehmend. So können wir dem Gefangenendilemma, wonach wir uns gegenseitig nur berauben würden, häufig entfliehen.“

„Die Weitergabe des Glaubens an unsere Kinder ist herausfordernd, denn das Umfeld ist
oft ein feindliches. Deswegen sind Jungschar oder eine funktionierende Firm-Gruppe gut, denn das macht ihnen Spaß. Als Eltern hat man die Wahl, es schlechtzureden oder als
Vorbild zu verstärken.“

„Ich bin in Pfarrkirchen bei Bad Hall aufgewachsen und wurde auf dem Land im Katholischen sozialisiert. Mein Vater war Religionslehrer, ich Ministrant und bei der Jungschar und besuchte das Stiftsgymnasium in Schlierbach, das mir bis heute Heimat blieb.“

„Ich hatte auch Phasen, wo ich dachte, was soll der Kram eigentlich? Die Kirche macht es einem auch nicht immer leicht. Aber mir scheint es wichtig, dass Glaube nicht Privatsache ist. Das Öffentlichmachen der Werte, auf denen man ruht, wirkt in viele Richtungen.“

„Freunde fragen, wie ich der Kirche die Treue halten kann, angesichts mancher Skandale.
Aber wenn ich sehe, wie in Ordensschulen und -spitälern mit Menschen umgegangen wird, wie viel Ehrenamt in den Pfarrgemeinden da ist, wo man bereit ist, aus dem Glauben heraus Gutes zu tun, dann ist das eine Antwort.“

Fotos: WIFO/Alexander Müller, picturedesk.com, Missio

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