Mit neun die erste Messe gespielt
Maria Happel: Die deutsche Schauspielerin war 2022 Österreicherin des Jahres in der Kategorie Kulturerbe. Sie ist seit über 25 Jahren verheiratet und hat zwei Töchter. Das Leben der mehrfach Ausgezeichneten ist tief im Glauben ihrer Familie verwurzelt.
Maria Happel
Geboren 1962 in Elsenfeld im Spessart. Nach der Schauspielausbildung in Hamburg, Stationen an den Schauspielhäusern Bremen, Köln und Hannover. Dann bei Claus Peymann am Wiener Burgtheater und Berliner Ensemble. Seit 2020 ist die ausgebildete Mezzosopranistin Professorin für Rollengestaltung und Institutsleiterin am renommierten Max Reinhardt Seminar in Wien. 2021 wird ihr eine Romy verliehen für ihre Rolle in SOKO Donau und Dennstein und Schwarz in der Kategorie „Beliebteste Schauspielerin in einer Serie“. Ihre ältere Tochter Paula Nocker ist ebenfalls Schauspielerin.
„Ich bin in einem katholischen Haushalt mit Großeltern und vielen älteren Geschwistern unter einem Dach aufgewachsen. Mein Großvater hat immer den „Engel des Herrn“ gebetet. Beten gehörte bei uns dazu – wie Zähneputzen. Aber es war nie
übertrieben. Meine Großmutter wollte keine Betschwester sein.“
„Ich habe ein Kreuz in meiner Tasche. Aber ich trage es nicht vor mir her wie die Monstranz. Es ist auch nicht so, dass ich dazwischen keine Zweifel hatte oder habe. Aber bislang habe ich immer wieder Halt bekommen. Ich bete vorm Einschlafen und vor Premieren zünde ich eine Kerze an.“
„Wir haben ein Haus am Semmering – das ist sehr hoch, man hat das Gefühl, man steht über den Dingen. Auch da höre ich sonntagmorgens die Glocken und die klingen so ähnlich wie die in meinem Dorf. Und da sage ich immer
zu meinem Mann: Ich gehe kurz nach draußen, ich habe Gottesdienst.“
„Natürlich hadere ich auch. Wenn eine Schwester plötzlich gehen muss, die noch nicht dran gewesen wäre und kurz danach der Mann auch noch stirbt und die zwei Kinder plötzlich ohne Eltern
dastehen. Da habe ich schon gesagt: Was soll denn das? Willst Du das?“
„Ich fand die Geschichten aus der Kinderbibel immer wahnsinnig spannend. Meine Tochter war mit vier Jahren in Kärnten im Weißensee und sagte: Mama, schau mal, ich glaub, ich bin Jesus, ich kann im Wasser stehen.“
„Die Orgelbank war seit Urgroßvaters Zeiten fest im Besitz unserer Familie. Ich habe mit neun die erste Messe gespielt.“
„In Hamburg an der Schauspielschule hatte ich so Heimweh. Der einzige Ort, wo ich mich auskannte, wo ich gewohnt war, allein und doch nicht allein zu sein, war die Kirche. Ich habe mir damals mit 19 vorgenommen, dass ich das nie vergessen würde in meinem Leben.“
„Die Naivität eines kindlichen Glaubens trifft sich mit der Herangehensweise an das Schauspielen. Und tief in einem verwurzelt bleibt einem das fürs Leben.“
„Mein Mann und ich haben gerade Silberhochzeit gefeiert und uns noch mal segnen lassen. Nicht weil wir von vorne anfangen wollten, sondern weil wir dankbar sind für diese Zeit. Mein Mann ist nicht gläubig erzogen worden, aber in vielen Dingen christlicher als ich und wir haben beschlossen, wir wollen das ohne den da oben nicht machen.“
Fotos: ©TelluxFilmGmbH, ©Aschaffenburger Volksblatt, Jeanne Degraa, Maria Happel