Der Glaube im Krieg

Christian Wehrschütz: Als Ukraine-Korrespondent des ORF ist er zurzeit ständig auf unseren Bildschirmen. Nun spricht er über die Rolle des Glaubens im Krieg und verrät, was er Jesus fragen würde, könnte
er Ihn interviewen.

CHRISTIAN WEHRSCHÜTZ

Geboren 1961 in Graz. Ausbildung zum Milizoffizier (Dienstgrad: Major) und Jus-Studium. Seit 1999 ORF-Korrespondent für die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens sowie Albanien und später auch die Ukraine. Er spricht acht Sprachen, darunter Serbokroatisch und Ukrainisch. 2014 zum „Journalist des Jahres“ gewählt, 2022 mit dem Sonderpreis der Romy-Jury geehrt. Zuletzt erlebte er bange Momente, als in seinem Hotel in der Ukraine eine russische Granate einschlug. In seinem neuen Buch „Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria“ (Keiper Verlag) gibt er Einblick in den Arbeitsalltag als Korrespondent.

„Ich habe eine Doku in Medjugorje gedreht und bin den Menschen, die dort hinfahren, mit Hochachtung vor deren tiefer Gläubigkeit begegnet.“

„Seit Kriegsbeginn sind wir in der Ukraine an die 100.000 Kilometer mit dem Auto gefahren. Bei meinem serbischen Fahrer und Producer hängen daher nicht zufällig Ikonenbilder neben dem Steuer.“

„Die Hysterie westlicher Medien in Richtung Russland scheint mir gefährlich. Es ist doch klar, wer der Aggressor ist. Zugleich ist nichts gewonnen, Putin als Verbrecher und Mörder zu titulieren. Dadurch verschwindet er nicht. Dass der Papst daher in seiner Wortwahl vorsichtig bleibt, um Gesprächskanäle für Friedensbemühungen offen zu
halten, ist wichtig.“

„Nicht zu Unrecht heißt es, die Not
lehrt beten. In einem Kriegsgebiet liegt das eigene Leben in Gottes Hand.“

„Ich war als Kind Ministrant in der Grazer Franziskanerkirche, die ich bis heute liebe. Genauso den Salzburger Dom oder das Kloster von Seckau. Das alles ist Teil meiner Identität, die ich versuche an meine Kinder und Enkelkinder weiterzugeben.“

„Bei meiner Buchpräsentation haben mir Ordensschwestern gesagt, dass sie für mich beten. Das zu wissen, ist etwas sehr Schönes. Meine Frau begleitet mich bei diesen Präsentationen. Die Anteilnahme ihr gegenüber, dass sie so einen Mann wie mich überhaupt aushält, ist da noch weit größer.“

„Mein Vater hat oft gefragt, ob der Mensch nicht besser gelebt hat, als er noch dachte, hundert Meter über ihm fängt der Himmel an?“

„Könnte ich Jesus interviewen, würde ich ihn fragen, ob er Dostojewskis Legende vom Großinquisitor gelesen hat, und was er darüber denkt.“

Fotos: Keiper Verlag, picturedesk.com

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