In der Hängematte Jesu

Claudia Reiterer: Sonntag für Sonntag lädt sie Gäste aus Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft zur ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“. Jetzt erklärt sie, warum Journalisten-Kollegen ihr Glaube verwundert, und was ihr hilft, sich gegen Hasskommentare im Netz zu wehren.

CLAUDIA REITERER

wurde 1968 in Wien geboren und wuchs in der Steiermark bei einer Pflegefamilie auf. Ihr erster Berufsweg führte sie als Krankenschwester auf die Kardiologie des LKH Graz, bevor sie schließlich eine Journalismus-Ausbildung absolvierte. 1998 fing sie beim ORF Steiermark zu arbeiten an. Kurz darauf wechselte sie ins ORF-Zentrum Wien, wo sie unter anderem „Hohes Haus“, „Report“ und „heute konkret“ moderierte. 2009 gewann sie die ORF-Show „Dancing Stars“. Seit 2017 führt sie sonntagabends die Diskussionssendung „Im Zentrum“, die wöchentlich hunderttausende Menschen erreicht. Sie ist Mutter eines Sohnes.

„Der Glaube hat in meiner Kindheit eine sehr große Rolle gespielt. Ich habe im Kirchenchor gesungen und bin immer gerne zur Messe gegangen. Als ich zehn war, schenkte mir unser Pfarrer in der Steiermark ‚Sankt Michael‘- Hefte und hat mir gesagt, ich solle doch Klosterschwester werden.“

„Als Kind habe ich gemerkt, dass mir das Gebet hilft. Ich bete auch heute noch. Beten bedeutet für mich, sich in die Hängematte Jesu zu legen.“

„Ich bin schließlich nicht Klosterschwester, sondern Krankenschwester geworden und habe somit dem Herrn Pfarrer den Wunsch zur Hälfte erfüllt.“

„Als Journalistin werde ich schräg angesehen, wenn ich sage, dass ich gläubig bin. Ich dränge meinen Glauben niemandem auf. Viele Kollegen sind verwundert, wenn ich sage, dass ich nicht aus der Kirche ausgetreten bin. Man gesteht jedem Menschen die Religionsfreiheit zu – wieso aber nicht Journalistinnen und Journalisten? Ich stehe zu meinem Glauben. Das ist meine persönliche Freiheit.“

„Dank der sogenannten Resilienz bin ich mit meiner schweren Geschichte dort gelandet, wo ich heute bin. Ich gehe immer aus der Opferecke heraus und überlege mir, wie ich aktiv werden kann. Gleichzeitig hole ich mir professionelle Hilfe. Ich rede aber auch mit dem lieben Gott. Letztlich gibt mir der Glaube viel Halt.“

„Immer wieder hatte ich schwere Zeiten. Es ist tröstlich, wenn man Gott vertraut.
Leider vergisst man in guten Zeiten oft auf Gott.“

„Ich versuche nach den zehn Geboten zu leben. Interessant ist es auch, dass es zu jeder Lebenssituation die passende Bibelstelle gibt.“

„Könnte ich Jesus in meine Diskussionssendung einladen, würde ich Ihn fragen, wie das mit ‚liebe deine Feinde‘ gerade in Hinblick auf Social Media geht. Ich würde Ihn auch fragen, was Er von der Entwicklung der künstlichen Intelligenz hält, und ob Er selbst twittern würde.“

Fotos: picturedesk.com, privat

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